Als der Prophet Muḥammad auf die Welt kam, wurden zahlreiche wundersame Ereignisse beobachtet. Einige von ihnen wurden in dem Bereich der Geburt gesehen, während andere in weiter Ferne beobachtet wurden.
Eine Reihe wundersamer Ereignisse traten simultan im damaligen Persien auf, beginnend mit einem gewaltigen Erdbeben. Das Erdbeben erschütterte in der Nacht der Geburt des Propheten Muḥammad ein weites Gebiet mit ungeheurer Kraft. Überlieferungen berichten, dass die Nachbeben dieses schweren Bebens drei Tage und drei Nächte anhielten und ein großes Gebiet des Persischen Reiches, der Arabischen Halbinsel, Syriens und Teile Zentralasiens betrafen. Nach zahlreichen historischen und geographischen Texten (sowohl auf Arabisch als auch auf Persisch) war dieses Erdbeben so stark, dass der See von Saveh austrocknete. Der Feuertempel von Pars erlosch und die Säulen des Taq-e Kisra (Bogen des Chosrau), des wichtigsten Königspalastes der Sassaniden, stürzten ein. ʿAlī ibn Ibrāhīm Ḥalabī berichtet:
وليلة ولادته صلى اللّٰه عليه وسلم تزلزلت الكعبة، ولم تسكن ثلاثة أيام ولياليهن وكان ذلك أول علامة رأت قريش من مولد النبي صلى اللّٰه عليه وسلم. 1
In der Nacht der Geburt des Prophetenkam es zu einem Erdbeben in der Kaʿba, und sie bebte drei Tage und drei Nächte lang. Dies war das erste Zeichen, das die Quraysh von der Geburt des Propheten
sahen.
As-Suyūṭī hat eine ähnliche Überlieferung in al-Ḫaṣāʾiṣ al-Kubrā zitiert. 2 Dieses Erdbeben führte außerdem zum Einsturz von vierzehn Galerien im Palast von Chosrau. Abū Nuʿaym erläutert:
لما كان لیلة ولد فیھا رسول اللّٰه صلى اللّٰه علیه وسلم ارتجس ایوان كسرى وسقطت منه اربعة عشر شرافة. 3
In der Nacht, in der der Prophetgeboren wurde, begann der Palast von Kisra zu beben und 14 seiner Galerien stürzten ein.
Dieses Erdbeben führte auch zum Erlöschen des heiligen Feuers der Magier in den zoroastrischen Feuertempeln Persiens, das seit Jahrhunderten brannte. Darüber hinaus stürzten viele Feuertempel um den See von Saveh ein, nachdem der Prophet Muḥammad in diese Welt gekommen war. Abū Nuʿaym berichtet:
وخمدت نار فارس ولم تخمد قبل ذلك بالف عام. 4
Das Feuer von Persiens Feuertempel hörte (in der Nacht, in der der Prophetgeboren wurde) auf zu brennen, obwohl es die letzten Tausend Jahre niemals ausgegangen war.
وخمدت نار فارس مع ایقاد خدامھا لھا وكتب صاحبن فارس لكسرى ان بیوت النار خمدت تلك اللیلة ولم تخمد قبل ذلك بالف عام. 5
Das Feuer Persiens blieb erloschen, obwohl die Diener versuchten, es erneut zu entfachen. Der Statthalter Persiens schrieb über dieses Ereignis an den Kisrā (den Kaiser von Persien), dass (in der Nacht, in der der Prophet Muḥammadgeboren wurde) alle Feuerstätten erloschen seien. Etwas, das in den vergangenen tausend Jahren nie geschehen war.
Nach al-Ḥalabī war der Einsturz der vierzehn Galerien des Palastes von Chosrau ein Hinweis von Allah, als Zeichen der heiligen Geburt des letzten Gesandten . 6 Andere Ereignisse, wie das Erlöschen des heiligen Feuers, gelten ebenfalls als Wunder, die die Geburt des Propheten Muḥammad
ankündigten, da dergleichen zuvor niemals geschehen war.
In der Nacht der Geburt des Propheten Muḥammad trocknete der Saveh See, der berühmte See Persiens, aus. Das Wasser verschwand aus dem See, als hätte er niemals welches enthalten, obwohl er sehr tief war und eine große Fläche bedeckt hatte. 7 Da der See zu jener Zeit austrocknete, war es schwierig, Belege für seine Lage und für das Auftreten des Bebens zu finden. Morteza Djmali erläutert jedoch, dass die Etymologie mancher, geografischer Namen in der Region von Saveh hilfreich sei, um den wahrscheinlichen Ort des verschwundenen Saveh Sees zu bestimmen. Nach Aussagen der Einheimischen von Saveh lautete der ursprüngliche Name „Seh Ābeh“, was „drei Wasser“ bedeutet. Diese drei Wasser bildeten jeweils Teile eines sehr großen Sees im Zentraliran. Der Saveh See war einer dieser Teile, der zur Zeit der Geburt des Propheten Muḥammad
verschwand. Houz-i-Sultan (südwestlich von Teheran) und Daryacheh-i-Namak (nordöstlich von Kaschan) sind heute zwei Salzseen, die als Überreste jenes einst sehr ausgedehnten Sees gelten. Zarand ist eine weite Ebene 30 km nördlich von Saveh. Zarand wird als „Ort oder Stätte eines Sees/Meeres“ übersetzt. Es gibt jedoch keine spezifische Stadt oder ein Dorf mit diesem Namen und der Ursprung der Bezeichnung bleibt rätselhaft. Zarand gilt daher als ein wahrscheinlicherer Standort, an dem sich einst ein See befunden haben könnte. Djmali erklärt weiter, dass Seen vergängliche Erscheinungen auf der Erdoberfläche seien. Sie können ebenso schnell entstehen wie verschwinden. Natürliche Phänomene wie Erdrutsche (erdstoßbedingt oder nicht) und Vulkanausbrüche, die Flusstäler aufstauen, sind die wichtigsten Prozesse der Seenbildung. In der „Geschichte der persischen Erdbeben“ führen Ambrasseys und Melvile verheerende historische Erdbeben auf, die in persischen Quellen erwähnt werden. Sie schließen das wahrscheinliche Auftreten eines Erdbebens, das das Austrocknen eines Sees in Saveh verursachte, nicht aus. Aus den geografischen Hinweisen in der Zarand Ebene geht hervor, dass es in dieser Region einst einen See gab, der plötzlich von der Erdoberfläche verschwand, und das infolge einer schweren Naturkatastrophe wie eines Erdbebens, das in der Nacht der Geburt des Propheten Muḥammad
geschah. 8
Eines der wundersamen Zeichen zur Zeit der Geburt des Propheten Muḥammad war die Vision seiner Mutter. Sie sah ein Licht aus ihr hervorgehen, das alles zwischen Osten und Westen erhellte, bis hin zu den Palästen von Syrien. Imam aṣ-Ṣāliḥī al-Šāmī zitiert Ibn Saʿd und berichtet:
وروى ابن سعد عن محمد بن عمر الأسلمي بأسانيد له متعددة عن آمنة أنها قالت: لما وضعته خرج معه نور أضاء له ما بين المشرق والمغرب... 9
Ibn Saʿd überlieferte von Muḥammad ibn ʿUmar al-Aslamī durch eine Kette verschiedener Gewährsmänner, dass Āminasagte: „Als ich ihn (den Propheten Muḥammad
) zur Welt brachte, kam mit ihm ein Licht hervor, durch das alles zwischen Osten und Westen erleuchtet wurde.“
Aḥmad ibn Ḥanbal hat einen ähnlichen Bericht überliefert. 10
Das Erscheinen dieses wundersamen Lichts wurde auch vom Onkel des Propheten Muḥammad väterlicherseits, al-ʿAbbās
, in seinem Gedicht 11 erwähnt.
Āmina beschreibt die wundersamen Ereignisse von seiner Geburt und berichtet, dass sie nicht wusste, dass sie schwanger geworden war, noch spürte sie eine Last, wie andere Frauen sie in solchen Umständen empfinden. Sie wusste nur, dass ihre Periode ausgeblieben war. Darüber hinaus verlief ihre Schwangerschaft ruhig. Als die Schwangerschaft sich dem Ende näherte, kam zu ihr derselbe Engel, der zu Beginn erschienen war, und sagte: „Sprich: Ich suche Schutz bei Allah vor jedem Übel und vor jedem neidischen Blick.“ 12 As-Suyūṭī zitiert Āminas Beschreibung des Ereignisses wie folgt:
وتقول لقد اخذني ما يأخذ النساء ولم يعلم بي أحد من القوم فسمعت وجبة شديدة وامرا عظيما فهالني ذلك فرأيت كأن جناح طير أبيض قد مسح على فؤادي فذهب عني كل رعب وكل وجع كنت أجد ثم التفت فإذا انا بشربة بيضاء لبنا وكنت عطشى فتناولتها فشربتها فأضاء مني نور عال ثم رأيت نسوة كالنخل الطوال كأنهن من بنات عبد مناف يحدقن بي فبينا أنا أعجب وإذا بديباج أبيض قد مد بين السماء والأرض وإذا بقائل يقول خذوه من اعين الناس قالت ورأيت رجالا قد وقفوا في الهواء بأيديهم أباريق فضة ورأيت قطعة من الطير قد أقبلت حتى غطت حجري مناقيرها من الزمرد وأجنحتها من اليواقيت فكشف اللّٰه عن بصري وأبصرت تلك الساعة مشارق الأرض ومغاربها ورأيت ثلاثة أعلام مضروبات علما في المشرق وعلما في المغرب وعلما على ظهر الكعبة. 13
Āminasagt: „Was den Frauen widerfährt, hat mich ergriffen, und niemand aus den Menschen wusste von mir. Dann hörte ich ein großes Geräusch und sah etwas Mächtiges, das mir Angst einflößte. Ich sah, als hätte ein Flügel eines weißen Vogels mein Herz berührt, und alle Furcht und Schmerzen, die ich empfunden hatte, verschwanden. Dann wandte ich mich um und sah ein weißes Getränk, wie Milch, und ich hatte Durst, also nahm ich es und trank es, und ein strahlendes Licht ging von mir aus. Dann sah ich Frauen, hoch wie Palmen, als wären sie Töchter von ʿAbd al-Manaf, die mich umgaben. Während ich in Ehrfurcht war, wurde ein weißes Seidentuch zwischen Himmel und Erde ausgebreitet, und ich hörte eine Stimme sagen: ‚Verbirg ihn vor den Augen der Menschen.‘ Sie sagte: ‚Ich sah Männer in der Luft stehen, mit silbernen Gefäßen in den Händen, und ich sah einen Vogelschwarm heranfliegen, der meinen Schoß bedeckte, mit Schnäbeln aus Smaragd und Flügeln aus Rubinen. Ich sah die Horizonte im Osten und Westen, wo die Fahnen wehten. Eine Fahne war im Osten und die andere im Westen, und ich sah eine Fahne auf dem Dach der Kaʿba wehen.“
An-Nabhani berichtet, dass Āmina sagte, als der Prophet Muḥammad
geboren wurde, habe sie einen großen weißen jungen Mann gesehen, der die Brust des Heiligen Propheten
aufgeschnitten, sein Herz herausgenommen und das Herz ebenfalls aufgeschnitten habe. Dann zog er einen schwarzen Klumpen daraus und warf ihn weg. Danach nahm er einen roten Beutel heraus, aus dem ein weißes, perlenähnliches Objekt erschien, mit dem er das Herz des Heiligen Propheten
füllte und es wieder in seine Brust zurücklegte. Dann sagte dieser Mann, dass er das Herz von Prophet Muḥammad
mit Weisheit, Verstand, Geduld, Glauben und Tapferkeit gefüllt habe und dass das Kind besser sei als alle Menschen. 14
Das abscheuliche Wesen, das über die Geburt des Prophet Muḥammad die meiste Qual empfand, war Iblīs (Satan). Zusammen mit seinen Anhängern war er äußerst besorgt über dieses Ereignis, da es nach dem Erscheinen von Prophet Muḥammad
sehr schwierig für ihn geworden war, die Menschen zu irreführen. Muḥammad ibn Yūsuf Aṣ-Ṣāliḥī zitiert Ikrama:
عن عكرمة قال: قال إبليس لما ولد رسول اللّٰه صلى اللّٰه علیه وسلم: لقد ولد الليلة ولد يفسد علينا أمرنا. 15
Ikrama berichtete, dass Iblīs (Satan) bei der Geburt von Prophet Muḥammadsagte: „Heute Nacht ist der geboren worden, der unser System zerstören wird.“
Satan war über die Geburt von Prophet Muḥammad so erzürnt, dass er seinen Zorn und Hass durch Klagen und Weinen ausdrückte. ʿAbd ur-Raḥmān ibn ʿAbdullāh Suḥaylī berichtet:
ان إبليس لعنة اللّٰه رن أربع رنات رنة حين لعن ورنة حين أهبط ورنة حين ولد رسول اللّٰه صلى اللّٰه علیه وسلم ورنة حين أنزلت فاتحة الكتاب. 16
Und Iblīs (möge Allah ihn verfluchen) klagte und weinte heftig viermal: Erstens, als er verflucht wurde. Zweitens, als er aus dem Himmel auf die Erde geworfen wurde. Drittens, zur Zeit der Geburt von Prophet Muḥammad.Viertens, als die Sure Al-Fātiḥa dem Propheten
offenbart wurde.
Ähnliche Berichte werden auch von Mūsā al-ʿUndlasī, 17 Taqī ad-Dīn Aḥmad 18 und Ismāʿīl ibn Kaṯīr überliefert. 19